Wie alle an die Nordsee angrenzenden Länder setzt Norwegen auf groß angelegten Offshore-Windausbau. Das am 11. Juni veröffentlichte Energieressourcen-Whitepaper schlägt vor, einen Offshore-Systembetreiber zu ernennen und Offshore-Windparkbetreiber für den benötigten Infrastrukturausbau zahlen zu lassen. Die zukünftigen Kosten für Offshore-Windkapazitäten werden voraussichtlich sinken. Die Kosten des Offshore-Stromnetzes hängen jedoch davon ab, auf welche Weise dieses ausgebaut wird.
In einem Projekt für das norwegische Ministerium für Öl und Energie hat THEMA die Kosten für Komponenten und verschiedene Technologien für Offshore-Windenergie und Offshore-Stromnetze bewertet. Den mit Abstand größten Anteil machen dabei die Winderzeugungskosten aus, wobei Windenergieanlagen und Fundamente die jeweils größten Kostenelemente darstellen.
Die Kostenstruktur des Offshore-Netzes hängt von der Wahl zwischen Wechselstrom- (HVAC) oder Gleichstromtechnologie (HVDC), der Offshore-Windkapazität und der Entfernung zum Netzanschlusspunkt ab. Für einen 200 km von der Küste entfernten, fest mit dem Meeresboden verankerten 1000 MW Windpark mit radialer Netzanbindung an die Küste betragen die Netzkosten bis zu 25 Prozent der Gesamtkosten. Die Gesamtkosten eines HVDC-Systems sind in diesem Fall etwa 4 Prozent niedriger als die eines HVAC-Systems.
Die Kosten werden jedoch maßgeblich durch die Anbindung der Offshore-Windenergie an die Märkte beeinflusst.
Wir haben die Kosten für drei Fälle berechnet:
- Eine direkte radiale Anbindung an das Onshore-Netz
- Wie oben, jedoch mit im Vorhinein durchgeführten Investitionen für den späteren Anschluss an ein vermaschtes Offshore-Stromnetz oder einen anderen Markt
- Gemeinsamer Anschluss für Offshore-Winderzeugung und zur Elektrifizierung von Offshore-Öl- und Gasförderanlagen
Die Berechnungen veranschaulichen sowohl Technologieoptionen als auch die Konsequenzen der Durchführung von vorausschauenden Investitionen.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Infrastrukturkosten um rund 30 Prozent steigen, wenn der Offshore-Windpark für eine zukünftige Hybridanbindung eingerichtet werden soll. Das Beispiel mit der gemeinsamen Anbindung von Offshore-Wind- und Offshore-Öl- und -Gas-Anlagen zeigt, dass das Kosteneinsparungspotenzial beträchtlich sein kann. Allerdings hängt die Höhe selbstverständlich von mehreren Parametern wie der Entfernung zwischen den Anlagen, dem Elektrifizierungsbedarf etc. ab.
Das Projekt wurde vom Ministerium für Öl und Energie in Auftrag gegeben und in Kooperation mit Multiconsult durchgeführt. Die Studie war Teil der fachlichen Informationsgrundlage für das Energieressourcen-Whitepaper der Regierung (Meld. St. 36 (2020–2021) Energi til arbeid – langsiktig verdiskaping fra norske energiressurser) und die Vorschläge für die zukünftige Entwicklung von Offshore-Wind in Norwegen, die zusammen mit dem Whitepaper für den öffentlichen Konsultationsprozess kommuniziert wurden.