Mittlerweile haben wohl sogar Grundschüler mitbekommen, wie abhängig Europa von Erdgas und anderen Energie-Importen ist. Aber neben den sich ständig ändernden Gas- und Kohlepreisen hängen die europäischen Strompreise auch stark vom Wetter ab. Der Vergleich von 40 historischen Wetterjahren zeigt, dass sich die Anzahl an Stunden mit Preisen von mehr als 500 oder sogar 800 EUR/MWh sehr von Jahr zu Jahr unterscheidet und damit abhängig vom Wetter des jeweiligen Jahres ist. Die folgende Graphik zeigt die Zahl der Preisspitzen in Deutschland und Frankreich im Jahr 2023, abhängig von historischen Wetterbegebenheiten.
Mittlerweile haben wohl sogar Grundschüler mitbekommen, wie abhängig Europa von Erdgas und anderen Energie-Importen ist. Aber neben den sich ständig ändernden Gas- und Kohlepreisen hängen die europäischen Strompreise auch stark vom Wetter ab. Der Vergleich von 40 historischen Wetterjahren zeigt, dass sich die Anzahl an Stunden mit Preisen von mehr als 500 oder sogar 800 EUR/MWh sehr von Jahr zu Jahr unterscheidet und damit abhängig vom Wetter des jeweiligen Jahres ist. Die folgende Graphik zeigt die Zahl der Preisspitzen in Deutschland und Frankreich im Jahr 2023, abhängig von historischen Wetterbegebenheiten.
Zum besseren Verständnis der Versorgungslage haben wir auch die Auslastung von Gaskraftwerken in Deutschland und Frankreich betrachtet. Gas wird 2023 die teuerste Stromerzeugungstechnologie sein. Wenn also Gaskraftwerke bei voller Kapazität Strom produzieren, so kann man argumentieren, dass es keine andere Möglichkeit gibt, die Nachfrage zu decken. In Frankreich sind die Gaskraftwerke in etwa 20 Stunden im Jahr 2023 zu 100% ausgelastet, in Deutschland nie. Das deutet an, dass die Versorgungs-Situation in Frankreich etwas angespannter ist als in Deutschland. Frankreich kämpft insbesondere mit der geringen Verfügbarkeit seiner Atomkraftwerke. Diese Ergebnisse sind jedoch nur erste Indikatoren. Eine vollständige Analyse der Versorgungssicherheit müsste auch ein detailliertes Netzmodell miteinbeziehen.
Um die hohe Gasnachfrage und die daraus folgenden hohen Strompreise zu senken, hat die EU-Kommission vier Regulierungen verabschiedet. Zwei davon sind für diese Analyse relevant:
- Senken des Stromverbrauchs. Die Kommission ordnet (i) eine Senkung des Stromverbrauchs um 5% in den 10% teuersten Stunden eines jeden Tages an und (ii) empfiehlt eine generelle Senkung des Stromverbrauchs um 10%. Wir analysieren die Effekte beider Maßnahmen auf Strompreise und Gasverbrauch
- Umverteilung der hohen Einnahmen im Stromsektor: Die Kommission will “Überschuss”-Profite von sogenannten inframarginalen Stromerzeugern einsammeln, die im Strommarkt Preisnehmer sind. Insbesondere enthält die EU-Regulierung einen temporäre Einnahmedeckel bei 180 EUR/MWh für diese Erzeuger. Wir werden die verfügbaren Einnahmen unter verschiedenen Szenarien betrachten
- Umverteilung der hohen Einnahmen im Öl-, Gas- und Kohlesektor: Nicht relevant für diese Analyse
- Erweiterte Möglichkeiten, kleine und mittelgroße Unternehmen zu schützen: Nicht relevant für diese Analyse
Mehr Details zu den Vorschlägen der EU-Kommission finden sich in unserer kürzlichen Analyse hier.
Wir finden unter anderem, dass die Nachfragereduktion in Spitzenpreiszeiten einen großen Effekt auf die stündlichen Strompreise und auch die Gasnachfrage hat. Preise sinken deutlich in den teuersten Tagesstunden, wie im nächsten Graphen im Szenario “peak price demand reduction” gesehen werden kann. Das entspricht der Nachfragereduktion um 5% in den 10% teuersten Stunden (etwa 2,4 Std pro Tag), wie von der EU gefordert.
Durchschnittliche Preise ändern sich dadurch jedoch nicht stark. Die durchschnittliche Preissenkung ist vergleichbar mit dem Effekt einer generellen Stromnachfragesenkung um 1%. Eine Senkung der Nachfrage um 10% hätte einen sehr viel stärkeren Effekt, wie die nächste Graphik zeigt.
Auch die Gasnachfrage würde am stärksten abfallen, wenn die Sromnachfrage generell um 10% sänke. Das zeigt, dass Gas nicht nur in den teuersten Stunden mit der höchsten Stromnachfrage relevant für die Stromversorgung ist, sondern in vielen anderen Stunden ebenfalls. Der französische Verbrauch von Gas für die Verstromung würde um 50% sinken, wenn der französische Stromverbrauch um 10% fiele. Die Gasnachfrage in Deutschland würde ebenfalls drastisch sinken, so auch in anderen Ländern wie Spanien und Portugal
Die mit den EU-Maßnahmen abgeschöpften Gelder zur Umverteilung stünden vor allem Deutschland und Frankreich zur Verfügung, würden aber mit der angepeilten Nachfragesenkung deutlich sinken. Die EU-Kommission errechnet dabei ähnliche Zahlen wie wir. Laut dem EU-Factsheet zu den Notfallmaßnahmen würden etwa 25 Mrd. EUR für Dezember 2022 und Q1 2023 zur Verfügung stehen, und 117 Mrd. EUR für das ganze Jahr 2023. Unsere Ergebnisse liegen mit 155 Mrd. EUR für das ganze Jahr also in der gleichen Größenordnung, insbesondere da unsere Berechnungen langfristige Verträge außer Acht lassen. Ob all diese Gelder wirklich zur Verfügung stehen werden, ist noch offen. Bisher ist es zum Beispiel noch unklar, wie mit Wind- und PV-Erzeugern umgegangen wird, die einen fixen Einspeisetarif beziehen. Der folgende Graph zeigt die Verteilung der Gelder in Europa im Fall unseres Basis-Szenarios ohne zusätzliche Stromsparmaßnahmen.
Falls Sie gerne mehr von unserer Analyse zu den nächsten Entwicklungen im europäischen Stromsystem hören würden, kommen Sie am 10. November um 10 Uhr in unser Webinar. Wir werden ebenfalls die kürzlich diskutierten zusätzlichen Abschöpfungsmaßnahmen von “Überschussgewinnen” nicht-preissetzender Technologien in Deutschland betrachten.